Volkstrauertag 2024
Gedenken an die Opfer von Gewaltherrschaft und Kriegen
Gesellschaftliches Miteinander für eine stabile Zukunft
In ganz Deutschland gab es am vergangenen Sonntag Gedenkfeiern anlässlich des Volkstrauertags. Auch in Wäschenbeuren gedachten die Bürgerinnen und Bürger zusammen mit Bürgermeister Steven Hagenlocher, Pfarrer Reiner Stadlbauer, der auch ein Gebet sprach, dem 1. Vorsitzenden des VdK Herrn Ludolph, Gemeinderäten und Repräsentation der Vereine den Opfern von Kriegen und Gewaltherrschaft. Der gemeinsame Abmarsch erfolgte vom Rathaus mit den Fahnenabordnungen des TSV, der Feuerwehr, des Musikvereins und des Liederkranzes. Musikalisch begleitet wurde die Wegstrecke durch die aktive Kapelle des Musikvereins. Der gemischte Chor des Liederkranzes erwartete die vielen Teilnehmer am Friedhof.
Nach den Chor- und Musikbeiträgen legte Bürgermeister Steven Hagenlocher einen Kranz an der Gefallenengedenkstätte nieder. Im Anschluss bedankte er sich bei allen Mitwirkenden und Anwesenden, dass sie diesen Gedenktag gemeinsam gestaltet und begangen haben.
Nachstehend die Ansprache von Bürgermeister Steven Hagenlocher:
„Liebe zum Gedenken versammelte Gemeinde,
seit 1952 wird in der Bundesrepublik Deutschland der Volkstrauertag begangen.
Vor dem Ehrenmal der Gefallenen des 1. und 2. Weltkriegs denken wir heute
an die Opfer von Gewalt und Krieg,
an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.
Wir gedenken
der Soldaten, die in den Weltkriegen starben,
der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.
Wir gedenken derer,
die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten,
einer anderen Rasse zugerechnet wurden,
Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.
Wir gedenken derer,
die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben,
und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.
Wir trauern
um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage,
um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung,
um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.
Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt Opfer geworden sind.
Wir gedenken der Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus in unserem Land.
Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten und teilen ihren Schmerz.
Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.
Verehrte Anwesende,
Dieses Gedenken erfolgt in einer Zeit, in der Kriege und Konflikte überall auf der Welt die täglichen Schlagzeilen füllen.
Trotz der schrecklichen Weltkriege, die in nie dagewesenem Ausmaß das Leid, dass aus Kriegen hervorgeht, zeigten, muss festgestellt werden, dass die Welt nicht friedlicher geworden ist. Eine Vielzahl von Kriegen und Konflikten, die vor Ort schlimme Auswirkungen haben, bekommen wir dabei überhaupt nicht mit. In Deutschland nehmen wir aktuell insbesondere die Kriege und Konflikte im Nahen Osten und den nun im dritten Jahr angekommenen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg von Russland gegen die Ukraine wahr. In Letzterem sterben nach dem ersten Weltkrieg nun wieder auf europäischem Boden in einem Stellungskrieg Soldatinnen und Soldaten in den Schützengräben.
Kriege werden in der Regel von Staaten und ihren Regierungen gegeneinander geführt. Aber auch Gruppierungen innerhalb eines Staates können Kriegsparteien sein. Die Folgen sind Opfer unter den Soldatinnen und Soldaten auf beiden Seiten, aber auch ganz besonders unter der Zivilbevölkerung, die in diesen Konflikt hineingezogen wird.
Krieg schafft Leid und Zerstörung auf beiden Seiten. Er tötet und traumatisiert, entrechtet und vernichtet Lebensgrundlagen und Zukünfte ganzer Generationen. In einer vernünftigen Welt dürfte es keine Kriege geben. Leider sind wir hiervon weit entfernt.
So paradox es klingt, ist daher eine Investition in die eigene Verteidigungsbereitschaft ein wichtiger Beitrag, um den Frieden nach außen hin zu bewahren. Deutschland wird daher den aufgenommenen Weg zur Verbesserung der Wehrfähigkeit der Bundeswehr fortführen müssen.
Eine verstärkte europäische Zusammenarbeit wird dabei weiter an Bedeutung zunehmen. Nationale Alleingänge mit dem alleinigen Blick auf sich selbst, so lehren es uns die Erfahrungen der Vergangenheit, schaffen den Nährböden für spätere Konflikte.
Allen Konstruktionsfehlern zum Trotz ist die Europäische Union nach wie vor ein Beispiel für eine erfolgreiche zwischenstaatliche Konstruktion, die über die nationalen Grenzen hinaus Verständnis für den Gegenüber und mit gemeinsamer Zusammenarbeit und gemeinsamer Politik einen wichtigen Betrag für ein zwischenstaatliches und zwischenmenschliches Miteinander schafft.
Dabei ist in Europa und auch in Deutschland bei weitem nicht alles bestens. Schon längere Zeit ist eine Tendenz zu polarisieren-den Meinungen zu beobachten, die es schwieriger macht, gemeinsame, von einer großen Mehrheit getragene ausgleichende Lösungen zu finden. Insbesondere extreme Ansichten haben bereits seit längerem Rückenwind. Die Algorithmen der Sozialen Medien sorgen mit ihrer Vorauswahl von Nachrichten und Beiträgen dafür, dass Nachrichten zunehmend nach dem eigenen Klickverhalten nur noch eine Richtung oder Seite zeigen. Künstliche Intelligenz, die auf der einen Seite viele Alltagsprozesse erleichtert, macht es auf der anderen Seite immer leichter, authentisch wirkende Falschinformationen zu erstellen und zu verbreiten. Die Unterscheidung von wahr von unwahr stellt uns damit vor immer größere Herausforderungen. Mit den immer besser werdenden technischen Mög-lichkeiten steigt die Gefahr, sich in der eigenen Meinungswelt zu verfangen und den Bezug zu einer objektiveren Wahrnehmung zu verlieren.
Lassen Sie uns daher nicht der Versuchung erliegen, in Stereotypen zu denken. Stellen wir und gegen die Abgrenzungen von Personen- oder Bevölkerungsgruppen aufgrund der Religion, der Herkunft oder sozialen Standes, denn damit wird ein Weg in die Radikalisierung beschritten. Lassen Sie uns also manchen aufrührerischen Post hinterfragen und gegenprüfen mit anderen Quellen. Verzichten wir darauf, diesen weiter zu verteilen und sorgen damit für einen besseren Umgang in den Netzwerken.
Lassen Sie uns bei aller unterschiedlichen Meinungen in den aktuellen Zeiten mit schwierigen und komplexen Herausforderungen nicht auf vermeintlich einfache Lösungen zurückgreifen, lassen Sie uns unsere Menschlichkeit bewahren und begegnen wir unserem Gegenüber mit der Wertschätzung, die auch wir gerne erfahren möchten. Treten wir also vereint für ein harmonisches und tolerantes Miteinander ein. Denn: „Jeder Krieg ist eine Niederlage der Menschheit“.
Das Gedenken am heutigen Volkstrauertag ist aktueller und wichtiger denn je. Bedanken möchte ich mich dabei beim Liederkranz und Musikverein sowie den Fahnenabordnungen der Freiwilligen Feuerwehr, des Liederkranzes, des Musikvereins und des TSVs für die würdige Umrahmung dieser Veranstaltung.“