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Gemeinde Wäschenbeuren

Pater Benno Singer verstorben

Artikel vom 24.05.2023

Ein Leben für die Menschen in Südafrika

Am 16.5.2023 verstarb in Pietermaritzburg, Südafrika, im Alter von 87 Jahren der Wäschenbeurener Comboni-Missionar Pater Benno Singer.

In Wäschenbeuren aufgewachsen und zur Schule gegangen, wusste Benno Singer früh, dass er in den Dienst der katholischen Kirche treten möchte, und er entschied sich für die Comboni-Missionare. Er trat ins Ellwanger Josefinum ein und machte im dortigen Peutinger-Gymnasium das Abitur. Er studierte katholische Theologie und Philosophie in Bamberg. Im Dom zu Bamberg wurde er am 28. Juli 1963 zum Priester geweiht. Seine erste heilige Messe nach der Priesterweihe feierte er in seiner Heimatgemeinde. 

Schon im Januar 1964 ging es nach Südafrika. Er wurde in die Diözese Witbank Lydenburg entsandt.  Dort musste er zuerst Zulu, die Sprache von vielen Einheimischen, lernen, um in Kontakt mit der Bevölkerung treten zu können. Während dieser Zeit erteilte er Religionsunterricht in einer Oberschule für Mädchen. Dann arbeitete er in der Missionsstation Foxhills in Belfast, einer in einer Höhe von 2000 Meter gelegenen Gemeinde in Transvaal. Dort herrsche europäischen Klima, nur mit mehr Sonnenschein, berichtete er. Er war dort der einzige Priester und hatte ein Gebiet von 10000 Quadratkilometern mit sechs kleinen Kirchen und vielen Schulen zu betreuen. Nach mehr als 7 Jahren war der erste Heimaturlaub fällig. Pater Benno predigte in mehreren Kirchen des Landkreises und darüber hinaus und informierte mit Bildvorträgen über seine Missionsarbeit.

Vom Heimaturlaub zurückgekehrt wurde der Pater bald nach Burgersfort berufen. Dort arbeitete er mit einem jungen südafrikanischen Priester zusammen. Missionsarbeit ist immer auch Entwicklungsarbeit, so wurde dort unter Anleitung einer österreichischen Schwester eine Handweberei aufgebaut, die für viele Frauen einen Lebensunterhalt bot. Das Ziel bei diesem und anderen später angegangenen Projekten war es, dass die Menschen diese in Eigenverantwortung weiterbetreiben.

Pater Benno Singer war ein angesehener Seelsorger. Einige Jahre war er Vorsitzender des Priesterrats seiner Diözese, auch war er eine gewisse Zeit Superior sowie von 2004 bis 2007 Provinzial seines Ordens in der südafrikanischen Ordensprovinz. Viele Jahre lebte und arbeitete er in Mpumalanga, in einer der ärmsten Regionen des Landes. Wo die Sonne aufgeht, bedeutet dieser Name, tatsächlich war die Situation dort eher düster, mit hoher Kriminalität, Gewalt gegen Frauen und Aids. „Der Bischof schickte mich in Gemeinden, in denen es überhaupt nicht stimmte“, sagte Benno Singer in einem Gespräch mit der NWZ im Jahre 2013. Er habe offensichtlich ein Talent darin gehabt, Dinge in Ordnung zu bringen. In diesem Jahr feierte er die Goldene Primiz mit einem Gottesdienst in Wäschenbeuren und verbrachte einen Heimaturlaub, untergebracht bei der in Ottenbach lebenden Schwester Anita.

In Südafrika war Benno Singer mit der damals dort herrschenden Apartheid konfrontiert. „Africans“ (Schwarze durfte man damals nicht sagen) war es zu der Zeit nicht möglich, ein Kino zu besuchen, also wurde jeden Montag in der Missionsstation und in der Schule ein Film gezeigt. Auch dauerte es eine gewisse Zeit, bis er mit den dort herrschenden Sitten und Gebräuchen vertraut war. So wunderte er sich darüber, dass er von den Mädchen nicht gegrüßt wurde, bis er erfuhr, dass der „Höhergestellte“ zuerst grüßt.

Aus Mpumalanga kehrte Benno Singer nach Europa zurück. 8 Jahre lehrte er im Internat in Ellwangen, ebenso lange war er in Halle an der Saale tätig. Gern ging er wieder nach Südafrika, denn er war ein Südafrikaner geworden, wie er sich selbst bezeichnete. Nun kam der Wäschenbeurener Missionar nach Soweto. Soweto gehört zum Großraum Johannesburg und besteht aus 30 Townships. Mehrere Millionen Schwarze leben dort unter besonders einfachen Verhältnissen. Townships sind Wohnsiedlungen für Schwarze (im früheren Apartheidstaat Südafrika durften Schwarze und Weiße nicht zusammen leben). In Johannesburg wurde besonders offenbar, dass Südafrika eines der Länder in der Welt ist, wo die Schere zwischen Arm und Reich sehr weit auseinander klafft. Hier hatte Benno Singer mit vielen Problemen der einheimischen Bevölkerung zu tun. deshalb wurde Lebenshilfe eine wichtige Aufgabe für ihn. So kümmerte er sich um Trauernde und beriet Ehepaare. Neben der Gestaltung von Gottesdiensten und Religionsunterricht wurde auch die Jugendarbeit eine Herzensangelegenheit für ihn. Lösungen für ihre Probleme, so der Missionar, würden die Jugendlichen nicht bei der Politik, sondern bei der Kirche suchen. So freute er sich, wie er 2012 in den „Heimatgeschichten“ der NWZ bekannte, „wenn ich die Begeisterung der jungen Menschen hier im Gottesdienst erlebe, wenn sie mit Tanz und Gesang, mit Leib und Seele, die gute Nachricht feiern können“ Im Gegensatz zu Europa, so konnte der Missionar berichten, seien in den Townships die Kirchen gut gefüllt, allerdings dauerten die Gottesdienste zwei Stunden.

11 Flugstunden von Deutschland entfernt, riss der Kontakt zur alten Heimat nicht ab. Er schaute ab und zu auf die Homepage der Gemeinde, um zu erfahren, was sich in Wäschenbeuren so tat und befand sich in regem brieflichem Austausch mit Bürgermeister Vesenmaier. Er berichtete in den mit Bildern versehenen Schreiben über seine Arbeit, erzählte von den großen und kleinen Sorgen in diesem Lande und erwähnte auch Privates. So schrieb er von seinem Gemüsegarten und seinen Bienen. Der gewonnene Honig wurde verkauft, und damit konnte ein kleiner Beitrag zur Finanzierung der Missionsarbeit geleistet werden. Und im Urlaub, der nur in großen Abständen fällig war, kam er in seine Heimatgemeinde, in der sein Bruder Roland lebt, pflegte Kontakte und alte Freundschaften und warb in Gottesdiensten und Veranstaltungen für die Missionsarbeit in Südafrika. Einmal kam auch die Heimat zu ihm nach Südafrika. Seine Mutter Hermine kam 1968/69 zu Besuch, bereicherte die afrikanische Küche mit Spätzle und blieb fünf Monate. Überdies war er in stetiger Verbindung mit dem Wäschenbeurener Comboni-Missionar Pater Anton Maier, der ebenfalls in Südafrika tätig war. Schon im Josefinum in Ellwangen und in Bamberg waren er und der drei Jahre jüngere Pater Anton beieinander gewesen. Pater Anton starb 2005 und konnte sein 40-jähriges Priesterjubiläum in diesem Jahr nicht mehr feiern.

In seinen letzten Lebensjahren arbeitete Pater Benno Singer in Pietermaritzburg, einer Großstadt mit über 200000 Einwohnern, in der Nähe von Durban. 

Die Gemeinde Wäschenbeuren wird Benno Singer, dem engagierten Missionar, der sich 43 Jahre mit Herzblut als Seelsorger für die Menschen in Südafrika einsetzte (von 1964 bis 1983 und dann von 1999 bis 2023), dem heimatverbundenen Südafrikaner, großen Sohn der Gemeinde und „wunderbaren Menschen“, wie in der Todesanzeige zu lesen war, ein ehrendes Gedenken bewahren.

Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen 

Peter Schührer 

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