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Gemeinde Wäschenbeuren

Glückwunsch zum 90. Geburtstag

Artikel vom 08.03.2023

Bürgermeister Vesenmaier gratulierte Kardinal Kasper

Vor wenigen Tagen durfte Kardinal Walter Kasper seinen 90. Geburtstag feiern. Weil der hohe Würdenträger einen Teil seiner Kindheit in Wäschenbeuren verbracht hat und es auch in den zurückliegenden Jahren Kontakte zu ihm gab, gratulierte ihm Bürgermeister Karl Vesenmaier zu diesem Ehrentag. Anbei das Glückwunschschreiben:

„Eminenz Prof. Dr. Walter Kasper,

runde Geburtstage sind immer etwas ganz Besonderes. Man hält inne und wirft einen Blick zurück auf den gelebten und gewirkten Lebensabschnitt.

Sie haben Ihre Talente genutzt, an zuletzt höchster Stelle der Weltkirche zu wirken und Spuren der Versöhnung innerhalb der verschiedenen Religionen zu hinterlassen.

Herzlichen Glückwunsch zum 90. Geburtstag!

Bereits in jungen Jahren haben Sie sich für den theologischen Weg entschieden. Ihre Weisheit, Ihre Ausstrahlung, Ihre Beharrlichkeit und Ihr Können haben Sie über das Bischofsamt in Rottenburg später zur Kurie nach Rom geführt, in der Sie über viele Jahre gewirkt haben.

Wir sind stolz darauf, dass Sie einen Teil Ihrer Kindheit in Wäschenbeuren verbracht haben. Trotz Ihrer vielen Aufgaben und Verpflichtungen ist der Kontakt in unsere Gemeinde stets wachgeblieben. Gerne erinnere ich mich an Ihren letzten Besuch in Wäschenbeuren vor 3 ½ Jahren. Solche Begegnungen sind besondere Höhepunkte im Amt als Bürgermeister. Ihr Name wird über das Ihnen zu Ehren gewidmete Kardinal Kasper Haus auch noch in vielen Jahrzehnten lebendig bleiben.

Für den weiteren Lebensabschnitt wünsche ich Ihnen im Namen des Gemeinderats und der Bürgerschaft alles erdenklich Gute, vor allem Gesundheit.

Wenn es Ihre Zeit erlaubt, sind Sie bei uns ein stets hochwillkommener Gast.

Herzlichst

Ihr

Karl Vesenmaier

Bürgermeister“

 

Unter dem Hohenstaufen aufgewachsen

Kardinal Walter Kasper und Wäschenbeuren

Kardinal Kasper, der Anfang März neunzig Jahre alt wird, hat einen großen Teil seiner Kindheit in Wäschenbeuren verbracht. Sein Vater, Josef Kasper, kam 1938 als Volksschullehrer an die örtliche Volksschule und wurde 1946 nach Wangen im Allgäu versetzt. Die Familie lebte in einer Wohnung im Schulhaus von 1913, und Walter Kasper besuchte die Wäschenbeurener Volksschule. Seine Schulkameraden waren neben vielen anderen Fritz Schmid und Heinz Nothardt. Nach der Grundschulzeit besuchte er die Hohenstaufen-Oberrealschule in Göppingen (das heutige Freihofgymnasium). 

Zweimal bot sich mir die Gelegenheit, Kardinal Kasper aus der Nähe kennenzulernen; das erste Mal beim Ausflug des Gemeinderats nach Rom im Jahre 2001, das zweite Mal bei der Einweihung des Kardinal Kasper Hauses, 2006. Ich sprach Kardinal Kasper auf seine Wäschenbeurener Erinnerungen in einer ruhigen Minute im Rahmen der Einweihungsfeierlichkeit an. Am 19. April 1945, dem Wäschenbeurener Schicksalstag, hätte er, erzählte er, mit seiner Mutter und seinen beiden Schwestern im Keller des alten Schulhauses gesessen (der Vater befand sich zu diesem Zeitpunkt noch im Krieg). Die amerikanischen Soldaten seien mit Maschinenpistolen im Anschlag hereingestürmt und hätten „hurray“ gerufen. In den Klassenzimmern des Schulhauses hätten sie auf die dort hängenden Hitlerbilder geschossen. Lebhaft erinnerte er sich auch an die Luftangriffe auf die Stadt Göppingen und auf die Bahnlinie Göppingen – Schwäbisch Gmünd. Einmal seien die Kampfflugzeuge sehr niedrig im Bereich des Bahnhofs Adelberg-Börtlingen über den Zug hinweggeflogen, hätten aber nicht geschossen. Als Gymnasiast habe er in den letzten beiden Kriegsjahren die Hohenstaufen-Oberrealschule besucht. Wenn der Zug in den letzten Kriegstagen und danach nicht gefahren sei, habe er sich auf sein Fahrrad geschwungen und sei so zur Schule gekommen. Allerdings sei dieses Rad ein „Geppel“ ohne Gangschaltung gewesen. Das ganze Gespräch über sprach der römische Kurienkardinal ein ganz natürliches Schwäbisch. Da fiel mir die Audienz ein, die er 2001 dem Gemeinderat, als der in Rom weilte, gewährt hatte. Da sagte er zum Schluss des Frage- und Antwortspiels, bei dem er mehr und mehr vom Hochdeutschen zum vertrauten Schwäbisch übergegangen war: „Schwäbisch isch so a scheena Sproch.“

Beim Festakt in der Bürenhalle nach der Einweihung des Pflegeheims sprach Kardinal Kasper davon, dass er in Süditalien und Sizilien Eindruck damit schinden könne, dass er unter dem Hohenstaufen aufgewachsen sei. Die Stauferbegeisterung der Süditaliener sei nach 800 Jahren immer noch ungebrochen. Beim feierlichen Pontifikalamt in der katholischen Kirche, tags darauf, ging Kardinal Kasper auch auf seine Beziehung zur Wäschenbeurener katholischen Kirche ein. Dort habe er in den Kriegsjahren unter Pfarrer Noll die erste heilige Kommunion empfangen. Da sei sicher auch der Grund für seine Berufung als Priester gelegt worden. Auch wusste er noch, dass der erste Sonntagsgottesdienst nach dem „Brennen“ nicht am Hochaltar, sondern am Marienaltar im Kirchenschiff gefeiert wurde. Der Chor war nach dem Brand des Kirchturms am 19. April 1945 wegen Einsturzgefahr gesperrt worden.

Die besondere Beziehung zu Wäschenbeuren hat Walter Kasper auch später, als er Bischof und Kardinal wurde, weiter gepflegt. Pfarrer Fiderer, der vierzig Jahre in Wäschenbeuren wirkte, war schließlich beim Studium in Tübingen Kurs- und Zimmerkollege von Walter Kasper gewesen. Und so kam er immer wieder zu Firmungen und anderen Anlässen in seine alte Heimat.

Im Internetlexikon Wikipedia ist unter Walter Kasper dieser erste Satz zu finden: „Kasper wuchs in Wangen im Allgäu auf und machte 1952 am Gymnasium Ehingen an der Donau das Abitur.“ Ärgerlich, dass die acht Wäschenbeurener Jahre nicht erwähnt werden!

Peter Schührer 

http://www.waeschenbeuren.de//rathaus-service/aktuelles