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Gemeinde Wäschenbeuren

Elfriede Bertsche

Artikel vom 23.08.2023

Elfriede Bertsche wurde hundert

Letzte Woche feierte Elfriede Bertsche, die in der Heubeundstraße lebt, ihren hundertsten Geburtstag. Da sie sich mit ihrer Tochter im Urlaub befand, wird die stellvertretende Bürgermeisterin Frau Merkt-Heer die Jubilarin zu einem späteren Zeitpunkt besuchen und einen Geschenkkorb und die Glückwunschschreiben des Ministerpräsidenten und des  Bundespräsidenten überreichen. 
Frau Bertsche, geb. Kraus, Jahrgang 1923, ist in Wäschenbeuren aufgewachsen. Die Mutter war eine geborene Germann, Schwester von Flaschner Germann, der Vater Albert Kraus wurde „Krausabeck“ genannt, weil sein Vater noch die Bäckerei an der Wette betrieben hatte, die später an die Familie Kottmann überging. Albert Kraus war gelernter Pflästerer und arbeitete als Wegknecht bei der Gemeinde. Die Pflasterung der Lorcher Straße vom Marktplatz bis zum Friedhof war sein Werk. In Wäschenbeuren tat er sich als Musiker hervor, war bei der Gründungkapelle 1904 bereits dabei und wurde später Dirigent der Musikkapelle. Frau Bertsche hatte einen Bruder und eine Schwester; die Schwester Berta starb im Alter von 39 Jahren, der Bruder Albert, der Musik studierte, fiel im Zweiten Weltkrieg im Alter von 24 Jahren.

1937, nach Beendigung der damals siebenjährigen Schulzeit, absolvierte sie ihr Pflichtjahr in zwei Göppinger Haushalten und betreute die Kinder von Bürgerfamilien. Die Entlohnung reichte gerade für die Bahnfahrkarte nach Göppingen. Nebenbei nahm sie sich noch die Zeit, einen Nähkurs und einen Kochkurs in der Stadt zu besuchen. Danach schloss sich eine dreijährige Lehrzeit als Einzelhandelskauffrau bei der Papierhandlung Tritschler/Haueisen an. Ein halbes Jahr war sie zum Reichsarbeitsdienst für Mädchen eingezogen und war in Kusel in der Pfalz als Arbeitsmaid auf Bauernhöfen im Einsatz. In der Kriegszeit wurde sie, sie war gerade 20 Jahre alt, zur Luftwaffe eingezogen, hatte einen Funkerkurs zu absolvieren und war ein Jahr lang in Frankreich stationiert. Das ehemalige Kloster in Metz, in dem sie mit anderen Frauen untergebracht war, wurde Ziel eines Bombenangriffs, und etwa eineinhalb Tage war sie verschüttet. Sie konnte unverletzt geborgen werden. Zum Zeitpunkt der alliierten Invasion übte sie ihren Dienst in Charleville an der französischen Küste aus. Mit anderen dienstverpflichteten Frauen wurde sie entlassen und musste sich in dem allgemeinen Chaos auf eigene Faust, zu Fuß und auch mit Zügen, in die Heimat durchschlagen, was drei Wochen in Anspruch nahm. Unterwegs wurde ein Zug von Fliegern angegriffen, und mehrere Todesopfer waren zu beklagen. Und als sie endlich in Stuttgart ankam, wurde gerade die Stadt bombardiert.

Nach dem Krieg arbeitete sie 10 Jahre im Büro der Schreibwaren- und Papierhandlung Haueisen/Tritschler in der Poststraße. Sie bediente danach 3 Jahre im Café Heidle und später  5 Jahre in der „Harmonie“. Dort lernte sie ihren späteren Mann, den bei Bereitschaftspolizei stationierten Polizisten Otto Bertsche, kennen. 1956 kam Tochter Isolde zur Welt; geheiratet wurde 1957 in der „Frühlingsau“ in der Jahnstraße. Otto Bertsche begründete ein Taxiunternehmen, und seine Frau machte das Schriftliche und steuerte per Funk den Einsatz der Taxis. Das Funken hatte sie schließlich in der Kriegszeit gelernt. 40 Jahre lang bestand das Taxiunternehmen Bertsche.

Einige Jahrzehnte lebte sie mit ihrer Familie in Göppingen. 1982 übernahm das Ehepaar das Haus des Onkels von Frau Bertsche, Flaschner Germann, in der Heubeundstraße und lebte dort über 30 Jahre zusammen. 2013 ist Otto Bertsche 92-jährig gestorben. Nun kümmert sich die Tochter Isolde um ihre Mutter, die zwar nicht mehr gut höre und sehe, aber jeden Tag aufstehen könne. Es gehe halt alles ein bisschen langsamer, wie die rüstige Jubilarin bekundete. Sie sei zwar Nichtraucherin und Antialkoholikerin, doch sei sie „selber platt“, dass sie so alt geworden ist. 
Die Gemeinde wünscht Elfriede Bertsche für die Zukunft alles Gute, vor allem Gesundheit.

Peter Schührer

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