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Gemeinde Wäschenbeuren

Aus der Ortsgeschichte

Artikel vom 26.07.2023

Das Unwetter am 18. Juli 1953

„3000 Dachplatten mussten ersetzt werden“

Hundert Jahre nach dem schlimmen Unwetter von 1853 (12. Mai 1853) wurde Wäschenbeuren und die Region nördlich von Göppingen von einem großen Unwetter heimgesucht.
Am Samstag, dem 18. Juli 1953, tobte zwischen 8.50 Uhr und 9.02 Uhr (diese genauen Daten konnten am darauffolgenden Montag der NWZ entnommen werden) ein Gewittersturm in unserer Region. Der große NWZ-Artikel war überschrieben mit „Es war als wollte die Welt untergehen“ Da konnte man Folgendes lesen: „Im Gegensatz zu den geringen Schäden, die im Stadtgebiet von Göppingen entstanden, wurden die Wälder und Obstbaumanlagen zwischen Rechberghausen, Wäschenbeuren, Lerchenberg und der Kreisgrenze bei Schwäbisch Gmünd von dem Unwetter sehr schwer heimgesucht.“ So war die Bundesstraße 297 von Samstagmorgen bis Sonntagnachmittag nicht passierbar, weil bei dem Wald zwischen den Einmündungen der von Börtlingen und Adelberg herkommenden Straßen zahlreiche Bäume über der Straße lagen. Auch die Bahnstrecke Göppingen - Schwäbisch Gmünd war wegen umgestürzter Bäume einige Zeit gesperrt, der Vormittagszug habe dadurch zwei Stunden Verspätung gehabt.

Das Mahdenhölzle nach dem Unwetter von 1953

Genaueres über die Schäden in Wäschenbeuren erfuhr man eine Woche später in einem NWZ-Artikel über eine Sitzung des Wäschenbeurener Gemeinderats. BM Meier gab da eine vorläufige Schätzung der durch das Unwetter verursachten Sturmschäden bekannt: „Allein in den Obstgärten der Markung wurden 433 Bäume vernichtet, und zwar 260 Apfelbäume, 78 Birnbäume, 77 Zwetschgenbäume, 17 Kirschbäume und ein Nussbaum. Viele Bäume wurden schwer beschädigt. Der Gesamtschaden beläuft sich auf 18.000 DM. Im Privat- und Gemeindewald der Markung wurde ein Schaden von 60.000 bis 70.000 DM festgestellt. Eine Ackerfläche von rd. 70 ha wurde durch Hagelschlag in Mitleidenschaft gezogen, wobei besonders der Haferbestand zu leiden hatte, der zu 80 bis 100 Prozent vernichtet ist. An Gebäuden entstanden kleine und mittlere Schäden. 3000 Dachplatten mussten ersetzt werden.“

Lehrer Langer im Heimatkundeunterricht

Als achtjähriger Schüler war ich in der Schule, als das schreckliche Gewitter über Wäschenbeuren tobte und ein gewaltiger Wolkenbruch niederging. Als das Unwetter vorüber war, ließ Lehrer Langer seine Drittklässler ins Freie. Die Schulstraße herunterwälzten sich fast kniehoch schlammige Fluten. Viele Kinder, wie damals üblich barfuß in die Schule gekommen, wateten mit Vergnügen im Hochwasser. Lehrer Langer aber holte an diesem Tage seine Kamera, um die Sturm- und Hochwasserschäden im Bild festzuhalten. Wenige Tage danach konnten die Wäschenbeurener in einem Bericht in der IWZ, der Wochenendbeilage der NWZ, seine Bildreportage sehen. Er hatte besonders das vom Unwetter „gefällte“ Mahdenhölzle (rechter Hand zwischen „Wiesental“ und Schützenhof) fotografiert. In den folgenden Jahren wucherten im nur noch aus Restbeständen bestehenden Wäldchen die Himbeerpflanzen. Im Weiler Schützenhof wohnhaft, zog ich oft mit der am Gürtel hängenden Milchkanne los, um Himbeeren zu pflücken. In unserer fünfköpfigen Familie mangelte es die nächste Zeit nicht mehr an Himbeersaft und Himbeergsälz.

Peter Schührer

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