Dieser Tage feierten Gottlieb und Klara Weinhard in Lindenbronn eiserne Hochzeit. BM Vesenmaier besuchte die beiden 90-Jährigen und wünschte ihnen für die Zukunft Gesundheit und Wohlergehen im Kreise ihrer Familie. Er verriet dem Ehepaar, dass in seiner mehr als dreißigjährigen Amtszeit erst sechs eiserne Hochzeiten in Wäschenbeuren gefeiert worden seien.Klara Weinhard ist eine Tochter des Landwirts und Zimmermanns Alfred Heckenlaible. Sie wuchs zusammen mit 7 Geschwistern in der Seestraße auf. Sie wäre gern Lehrerin geworden, musste aber, weil die Brüder im Dritten Reich beim Militär waren, zu Hause bleiben und in der kleinen Landwirtschaft mithelfen. Gesehen haben sich die beiden, die in der Schule ein Jahr voneinander getrennt waren, immer wieder in der Jugendzeit an der Molke in der Bahnhofstraße. Er fuhr im Wechsel mit den anderen Lindenbronner Bauern die Milch mit seinem Gaulfuhrwerk nach Wäschenbeuren. Sie kam mit ihrer Milchkanne von der Seestraße in dem Gässle die Stäpfele herauf zur Molke. Die Tanzstunde, es war die erste Tanzstunde der Nachkriegszeit, machten sie zusammen im Nebenzimmer der Krone. Beim Kränzchen zum Abschluss der Tanzstunde im Saal der Krone spielte Maler Anton Kutter am Klavier zum Tanz auf. In der ersten Zeit gingen die beiden „hehlingen“ miteinander, denn sie hatten verschiedene Gesangbücher. Er war evangelisch, sie katholisch, und das war damals noch ungewöhnlich.Als die beiden 1952 heirateten, war gerade „kaiserlose Zeit“ in Wäschenbeuren, BM Schleicher war bereits gegangen, BM Vinzenz Maier noch nicht gewählt, Die bürgerliche Trauung nahm der Rathausbedienstete Alfons Käßer vor. Das Essen danach wurde in der Bahnhofsgaststätte eingenommen, die in der Zeit von dem Lehrer Josef Kleinknecht und seiner Frau, einer Tochter des Kronenwirts, betrieben wurde. Das Ehepaar hatte unten in der Haushälfte der Weinhards in Lindenbronn eine Küche, ein Schlafzimmer und ein kleines Wohnzimmer. Im ersten Stock lebten Gottlieb Weinhards Eltern. Klara Weinhard kochte oft für alle in der oberen Küche, und so waren immer wieder alle im oberen Wohnzimmer versammelt. Nach und nach vergrößerte sich die Familie, und vier Kinder, zwei Buben und zwei Mädchen, wuchsen dort auf.Die Familie Weinhard lebte von der Landwirtschaft. 10 Morgen Wald und 35 Morgen Wiesen und Äcker wurden bewirtschaftet. Davon konnte man damals leben. Gottlieb Weinhard ging nicht ins Geschäft, wie viele andere Landwirte. Doch half er hin und wieder bei der Gemeinde aus, beispielsweise als der Himmelreichweg und der Scheifelackerweg gebaut wurden. Bis 1955, als der erste Bulldog, ein Güldner, bei Schwilk in Maitis gekauft wurde, war Gottlieb Weinhard ein Gäulbauer. Frau Weinhard war die Kuhbäuerin. Bis 1957, als eine Melkmaschine angeschafft wurde, molk sie, unterstützt von ihrem Mann, von Hand. Im Backhaus wurde gebacken, zur Hausschlachtung kam ein Metzger, einer beiden Lindenbronner Hausmetzger, ins Haus. Der Rauchfang für das Rauchfleisch im alten Haus besteht noch heute. In den Urlaub ist das Ehepaar nie gefahren. 1980 zog die Familie in das neue Haus, das neben dem alten steht. Viel hatte der Bauherr selber gemacht – die Baugrube ausgegraben, zusammen mit einem Maurer gemauert und betoniert... Als letzter Bauer von ursprünglich 6 Bauern in Lindenbronn gab er die Landwirtschaft auf. Wiesen und Äcker sind verpachtet; der Wald allerdings wird von einem Sohn und einem Schwiegersohn immer noch bewirtschaftet.